In dem kleinen Dorf Hellengerst (Gemeinde Weitnau, Kreis Oberallgäu) stößt man am Eingang zu Kirchlein und
Friedhof auf eine Reihe Stolpersteine. Sie erinnern an eine verwitwete Mutter und ihre 7 Kinder. Einer gibt zusätzlich ihre
letzte Wohnanschrift an: "In Hellengerst Ettensberger Weg 10 wohnten:"
Johanna Rötzer *1908
Josef Rötzer *1929
Ludwig Rötzer*1930
Anna Rötzer*1933
Ferdinand Rötzer*1935
Rosina Rötzer*1938
Franz Rötzer*1939
Joseph Rötzer*1943
 

Der Letztgenannte wurde im Juni 1943 im KZ Auschwitz Birkenau geboren, wo die Familie am 14.März
eingetroffen war. Rosina Rötzer kam dort schon am 22. März ums Leben. Sie waren in dem sog.
"Zigeunerlager" untergebracht.

Die Rötzers, eine Sinto-Familie, wohnte in einem kleinen Häuschen in Hellengerst zur
Miete. Der Vater ernährte die Familie, indem er mit einem Leiterwagen von Bauernhof zu Bauernhof
zog und Kleinwaren für den Alltag verkaufte. Doch im Jahr 1942 verstarb er im Gefolge einer schweren
Krankheit. Die Mutter versuchte, mehr schlecht als recht, das Geschäft fortzuführen, bis an den Rand
der Erschöpfung. Ein Lichtblick tat sich da dergestalt auf: Der Vermieter des Häuschens wollte die
Witwe heiraten. Also machte man sich daran, bei den Behörden die nötigen Papiere zu besorgen.
Bis dahin lebte die Familie Rötzer ungeschoren. Sie waren fester Bestandteil des Dorfes, die Kinder
spielten unbeeinträchtigt mit den anderen im Dorfe. Entweder hat sich niemand um ihre Sinto-
Zugehörigkeit geschert oder es hat jemand die Akten "unter Verschluss" gehalten. Auf jeden Fall war
nun die Bestellung des Aufgebots das Todesurteil für alle. Ein Lkw fuhr vor und holte sie ab.