Am 13. August 1889 meldet Leopold Kohn seine Familie (Ehefrau Mathilde, den 1880 geborenen Sohn Julius und die 1885 geborene Tochter Hedwig) beim Magistrat von Kempten an und eröffnet im Bachschmid-/Fillisch-Haus, Königstraße 28 ein Schuhgeschäft.
Zur Privatwohnung wählt er das repräsentative Haus Klostersteige 11 (jetzt Reischmann). Auf der anderen Seite des Bachschmid-Hauses, an der Ecke Klostersteige 17/Residenzplatz 1, eröffnet er ein zweites Geschäft, spezialisiert auf Arbeitsschuhe. Gegenüber, an der Ecke Klostersteige/Gerberstraße kommt das „Strumpfhäuschen“ hinzu. Die Familie KOHN ist sozial stark engagiert und wird von der Bevölkerung hoch geschätzt, vor allem von den sozial Schwächeren.
Schuhgeschäft Kohn (heute Reischmann)
Hedwig Kohn
Julius Kohn
Nach dem Tod des 74 Jahre alt gewordenen Vaters Leopold 1928 führen der ledig gebliebene Julius KOHN und sein 13 Jahre jüngerer Bruder Bruno die drei Geschäfte weiter. Bruno heiratete 1923 die Katholikin Katharina Fink, die Sohn Rudolf und Tochter Margot zur Welt bringt – sie werden katholisch getauft.
Trotz des hohen Ansehens der Familie musste sie nach der Reichspogromnacht die drei Geschäfte auf dem Weg der Arisierung der Familie Gensler verkaufen. Bruno und Julius wurden in Schutzhaft genommen, Bruno nur kurz im Kemptener Gefängnis Weiherstraße, Julius wurde für sechs Wochen ins KZ Dachau gebracht. Am 3. Mai 1939 mussten Mutter Mathilde, Julius und Hedwig auf Anordnung der Stadtverwaltung in das Haus Sandstraße 15 einziehen. Alle mussten mit Gelegenheitsarbeiten wie Straßenfegen, Kartonfalten, Schreibarbeiten in der Papierfabrik Hegge das Nötigste zum Überleben beitragen. Es herrschte bitterste Not.
Am 31. März 1942 wurden Julius und Hedwig KOHN von der Sandstraße 15 in das Sammellager Knorrstraße 148 in München-Milbertshofen deportiert, von dort aus in das Übergangsghetto Piaski verschleppt und in einem der Vernichtungslager Sobibór, Bełżec oder Treblinka ermordet.
Mutter Mathilde verbrachte noch ein paar Wochen in der Wohnung ihres Sohnes Bruno in der Promenadestraße 7. Am 10. August 1942 begleitete er seine Mutter mit der Bahn nach Augsburg. Dort war in der Synagoge die Sammelstelle für die Deportierten. Von dort aus Deportierung über das Sammellager Knorrstraße 148 ins KZ Theresienstadt, wo sie am 18.9.1942 zu Tode kam.
„Recherchen und historisch-wissenschaftliche Darstellung: Dr. Peter Schindler †, Kempten“
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