Bella Kleeblatt
Martha Kleeblatt
Louis Victor

1906 kommen die in Burghaun bei Hünfeld nahe Fulda geborenen Brüder Samuel und Louis VICTOR (30 und 26 Jahre alt) nach Kempten und eröffnen die vierte jüdische Käsegroßhandlung neben Liebenthal, Reis und Strauss. Sie wohnen anfangs im Haus von Sigmund Ullmann, Immenstädter Straße 20. Gegenüber, im Abschnitt des jetzigen „Schnetzer-Parks“ produzieren zehn bis zwölf Käser „deftigen“ Weisslacker, Steinbuscher und Stangenkäse. Im Nachbarhaus Nummer 25 (Wildegger) wird teilweise gelagert. 1916 stirbt Bruder Samuel, gerade   40 Jahre alt. 

Im Oktober 1918 kommt Schwester Gittel Kleeblatt, Kaufmannswitwe, von Warburg bei Kassel mit ihren beiden Töchtern Isabella (16) und Martha (14) nach Kempten. Der ledige Bruder Louis, der mittlerweile in der Kronprinzstraße 10 wohnt, nimmt sie zu sich in den zweiten Stock auf. Die ältere der beiden Töchter, Bella genannt, bekommt eine kaufmännische Ausbildung. Martha beendet erst die Schule und wird dann in Onkels Betrieb in allen Kontor- und kaufmännischen Tätigkeiten eingewiesen und ausgebildet. 

Gleich nach der Reichspogromnacht 9./10.11.1938 wird der Betrieb schließen, d.h. er wird liquidiert. Isabellas Bemühungen nach Brasilien auszuwandern, scheitert.

 Am 10.3.1941 müssen alle drei (Onkel Louis, Bella und Martha) ihre Wohnung in der „Straße der SA“ – so heisst sie seit 1935 – verlassen. 

Louis VICTOR wird zwangsweise in die Baracke Weidacher Weg 125 eingewiesen, die beiden Schwestern werden im „Judenhaus“ Immenstädter Straße 20 im Parterre bei Edith Landauer untergebracht.

Von dort aus müssen sie sich um einen Arbeitsplatz bemühen. Mit Hilfe von Oberbürgermeister Dr. Otto Merkt finden sie schließlich eine Stelle in der Blechwarenfabrik STIEHLE, Haubenschlossstraße 20. Alle drei erleben am Ende noch schlimme Schwierigkeiten und Entwürdigungen.

Am 31. März 1942 werden alle drei mit den anderen Betroffenen der ersten Kemptener Deportation abgeholt. Sie werden in Piaski ermordet.
 

Recherchen und historisch-wissenschaftliche Darstellung: Dr. Peter Schindler †, Kempten“ 

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