Gertrud Liebenthal
Elsa Liebenthal

Am 16.11.1875, kurz nach der Hochzeit in seiner Heimatstadt Nürnberg, kommt das Ehepaar Josef LIEBENTHAL und Marie, geb. RECKENDORFER, 29 bzw. 26 Jahre alt, hier in Kempten an und gründet schon nach drei Tagen eine Käsehandlung im Kemptener Westen, im Bereich Reichlin-Bodmanstraße. Sie sind nicht die einzigen im Stadtgebiet. 70 Butter-, Käse-, Milch- und Schmalzhändler bemühen sich um die Kundschaft der ca. 11.000 Einwohner zählenden Stadt.

Zehn Kinder bringt Mutter Marie zwischen 1878 und 1895 zur Welt. Vier sterben bereits im Neugeborenenalter, ein Alter, in dem kein Grab zur Verfügung steht. Tochter Käthe stirbt mit 40 Jahren 1927 und Mutter Marie mit 82 Jahren – beide liegen im Grab 17/III. Vater Josef stirbt während eines Aufenthalts in Leipzig 1910. Beerdigung wahrscheinlich dort.

Die Gebrüder Wilhelm und Hans-Heinrich führen das Geschäft weiter. Wilhelm zieht 1920 nach Darmstadt und heiratet dort seine Frau Berta Rosenthal. Sie kommen nur zu Besuch nach Kempten.

Hans-Heinrich meldet 1929 das Geschäft ab und arbeitet als Buchhalter.

Nach dem Tod der Mutter Marie 1934 leben Hans-Heinrich und Schwester Gertrud in der Westendstraße 21 – hier wohnte die Familie von  1908  – bis 1936. Schwester Else hält sich ab 1932 mehrmals in Michelbach an der Bilz auf, ab 1935 durchgehend bis 1939.

Am 25. Juni 1936 verlassen auch Hans-Heinrich und Gertrud als letzte das Elternhaus Westendstraße 21 (heute Sitz des Heimatbundes Allgäu), das die Familie fast 30 Jahre beherbergte. Hans-Heinrich lebt bis zu seiner Emigration nach Santiago de Chile in der Immenstädter Straße 39, Gertrud zieht in das Ullmann-Haus.

Am 28.4.1939 kommt Else endgültig aus Michelbach nach Kempten zurück und zieht bei ihrer Schwester Gertrud ins „Judenhaus“ ein – so genannt, da seit Ende April 1939 für die Juden per Gesetz kein Mieterschutz mehr bestand. So konnten sie zwangsweise umquartiert werden, insbesondere in das „Ullmannhaus“ und in die Baracke Weidacher Weg 125: Vordergründig wegen der Wohnungsnot unter den arischen Stadtbewohnern. Hauptsächlich aber zur gezielten Vorbereitung der Deportation der Juden.

Diese erfolgt dann drei Jahre später, am 31.3.1942, mit den acht weiteren Juden, die für den ersten Transport nach Piaski zur Vernichtung bestimmt sind.

Recherchen und historisch-wissenschaftliche Darstellung: Dr. Peter Schindler †, Kempten“ 

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte prüfen Sie die Details und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.